Geschichte

Baugeschichte

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Foto: Tappeiner Verlag

Das Kulturhaus "Karl Schönherr", ein elegantes, funktionell vielseitiges Haus, ist kultureller und gesellschaftlicher Mittelpunkt des Vinschgauer Hauptortes und weit darüber hinaus.
Ein Haus, offen für alle, mit höchster technischer Ausstattung, lässt keine Wünsche offen.

Im März 1985 bekam Arch. Dr. Walter Gadner von der Gemeindeverwaltung den Auftrag zur Projekterstellung für ein neues Kulturhaus. Voraussetzung war die Integration des in den 50er Jahren errichteten "Kinogebäudes", dessen Bau auf die Initiative von Herrn Peter More Vieider zurückging.
Dieses Haus, in dem neben Kino auch die Theatertätigkeit und andere Veranstaltungen stattfanden, wurde dem Tiroler Dichter Karl Schönherr (1867-1943) gewidmet. Dieser hatte mehrere Jahre seiner Kindheit in Schlanders verbracht, wo sein Vater als Volksschullehrer tätig war. Der Name wurde selbstverständlich auch für das neue Kulturhaus weitergeführt.
Nach Baubeginn im Sommer 1990 wurde das Haus im Mai 1998 fertiggestellt und am 19. September 1998 offiziell seiner Bestimmung übergeben.
Nach Ernennung des Verwaltungsrates des Kulturhauses durch den Gemeinderat im Februar 1996 begann schon die erste Tätigkeit im Mehrzwecksaal. Dieser ist im neuen Teil des Hauses untergebracht und wurde nach der großzügigen Unterstützung durch die Südtiroler Sparkasse Ag und die Sparkasse Stiftung in Sparkassensaal umbenannt.
Dieser neue Teil, in dem auch das Foyer und die Küche untergebracht sind, ist durch eine Überkopf-Verglasung mit dem "alten" Teil verbunden. Im "alten" Teil wurde das Theater , das Kernstück des Hauses, untergebracht.
Der Arbeitsgruppe , die im März 1997 vom Verwaltungsrat für die Fertigstellung des Theaters eingesetzt wurde, gelang es in kürzester Zeit die Arbeiten zum Abschluss zu bringen, wobei in erster Linie auf die Funktionalität und modernste technische Ausstattung des Theaters Wert gelegt wurde. Bereits am 2.Mai 1998 wurde der Theatersaal mit dem Karl Schönherr-Stück "Erde"- aufgeführt von der Theatergruppe Kortsch - feierlich eröffnet. Bei dieser Gelegenheit konnte man auch an der Theaterbar auf das gelungene Werk anstoßen. Die modernste Filmprojektionstechnik konnte sich am 16. August 1998 bei der ersten Kino-Vorführung unter Beweis stellen.
Neben den Einnahmen aus dem Kino tragen auch die mit dem Haus verbundenen Räumlichkeiten, die vermietet bzw. verpachtet werden, zur Deckung der anfallenden Instandhaltungskosten bei:

- eine Kegelbahn mit Bar im Untergeschoss
- ein Caffe auf dem Kulturhausplatz
- drei Räumlichkeiten für Dienstleistungsbetriebe.

Karl Schönherr ( 1867-1943)

Karl Schoenherr

geboren am 24. 2. 1867 in Axams (Tirol), gestorben am 15. 3. 1943 in Wien. Der Sohn eines Dorfschullehrers verbrachte Kindheit und Jugend im Nordtiroler Dorf Axams und im südtirolischen Schlanders. Hier erhielt er die entscheidenden Eindrücke, die er im Personal seiner Stücke - den Bergbauern, Wirten, Jägern, dem fahrenden Volk - verarbeitete. Schönherr studierte zunächst Philosophie und dann Medizin in Innsbruck und Wien. Während seiner Studienzeit schloß er sich der Bewegung "Jung Tirol" an, die deutschnationale und antiklerikale Ziele verfolgte. Nach der Promotion im Jahr 1896 wurde er Hilfsarzt am Spital in St. Pölten, um sich wenig später als selbständiger Arzt in Wien niederzulassen. Die Erfahrung der existenzbedrohenden Armut dieser Jahre sowie Fragen des ärztlichen Berufsethos sind in Stücke eingegangen, die die sozialen Verhältnisse nach dem Ersten Weltkrieg zum Thema haben (Die Hungerblockade, 1925; Der Armendoktor, 1927; Herr Doktor, haben Sie zu essen?, Uraufführung Wien 1930). Schon als Student veröffentlichte Schönherr mundartliche Gedichte und Geschichten aus den Tiroler Alpen, was ihm eine anerkennende Besprechung Peter Roseggers einbrachte. Als sich mit dem Einakter "Die Bildschnitzer" (Uraufführung Wien 1900) erste Bühnenerfolge einstellten, gab er den Arztberuf auf. Die produktivste und erfolgreichste Phase, in der alle wichtigen Stücke entstanden sind, begann mit der Aufführung von "Erde" (Uraufführung Agram 1907) und dauerte bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. 1911 und 1917 wurde Schönherr mit dem Grillparzerpreis ausgezeichnet.
Ähnlich wie Gerhart Hauptmann, versuchte auch Schönherr die lokale Mundart seiner Heimat zu kopieren. Die Aufführungen der legendären "Exl-Bühne", einer Tiroler Volksschauspieler-truppe, wurden zum Maßstab einer "authentischen" Schönherr-Interpretation. Schönherrs wichtigste Bühne blieb jedoch zeitlebens das Wiener Burgtheater, in dessen Auftrag zahlreiche Werke entstanden sind und wo er seine größten Erfolge feierte. "Der Weibsteufel" (1914) wurde mehrmals verfilmt (u. a. als Stummfilm "The She Devil") und in mehrere Sprachen übersetzt. Literarisches Vorbild sind die Ehedramen Ibsens und Strindbergs. Die Dämonisierung der Frau neutralisiert jedoch den emanzipatorischen Ansatz des Stücks. Eine Gruppe von Dramen - etwa "Der Judas von Tirol" (Uraufführung Wien 1897), "Volk in Not" (1916) - beschäftigt sich mit den Tiroler Freiheitskämpfen der Jahre 1809/10. Schönherrs letztes Stück "Die Fahne weht" (1937) wurde kurz nach dem Einmarsch der Hitlertruppen in Österreich zum ersten Stück, das am Burgtheater unter der Direktion des nationalsozialistischen Schriftstellers Mirko Jelusich aufgeführt wurde. Schönherr verfolgte mit seiner Dramatik keine unmittelbar politischen Ziele, Figurenzeichnung und Sprache rücken ihn aber in die Nähe der "Blut-und-Boden"-Literatur; ein biologistisches Weltbild bestimmt Denken und Sprache vieler Figuren.

 

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